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Fingerling 3b – Grünes Blatt – Längst überfällig: Weltgerichtshof für Artenrechte

1758 wurde der Nachtfalter von Linnaeus erstmals beschrieben. Er heißt daher Geometra papilionaria Linnaeus. So ein biologisches Namensdenkmal kannst du dir auch setzen, wenn du etwas findest und beschreibst, was noch keiner entdeckt hat. Keine Chance? Etwa 15.000 Arten werden weltweit jedes Jahr entdeckt, knapp 1,8 Millionen kennen wir, und noch ca. 20 Millionen sind unentdeckt – manche sagen noch viel, viel mehr. Wahnsinnig – oder? Anfangen! Auf, auf Forscher und Spürnasen, ehe es zu spät ist!

Zu spät? Skandal der Gegenwart: täglich vernichtet Homo sapiens ca. 150 Arten (konservativste Zahl der Weltnaturschutzbehörde) auf unserem Planeten, unersetzbare Schätze der Evolution, die meisten nicht einmal entdeckt, aber schon verloren für Kinder und Enkel, verloren für immer! Noch wahnsinniger – oder?!    

Wie das geht? Zum Beispiel so: Die konventionelle Landwirtschaft vereinbart mit den Imkern: „Wir spritzen nur nachts.“ Geht regelmäßig werbewirksam durch die Presse. Ist ja wichtig für die Bienen, jedenfalls für die Honigbienen. Applaus von vielen Honigkonsumenten bei der Zeitungslektüre am Frühstückstisch. 

Pech für unseren grünen Nachtfalter, hat ja keine Lobby! Pech für weitere ca. 3500 wertvolle, oft prächtige Nachtfalterarten. So viele? Nie gesehen! Passen ja auch nicht zu uns als Nacht-Schläferlinge! Doch „versteckt“ ist nicht weg, und „nachtaktiv“ ist nicht überflüssig, nur weil wir es nicht sehen. Was wir sehen? Fast nichts! Nur 190 Falterarten (= 5,4% aller heimischen Falter) lassen sich am Tag blicken. 

Nachtfalter sind aktive Nachtbestäuber. Etliche Pflanzenarten wie z.B. Nachtviolen haben sich darauf eingestellt, verströmen Blütendüfte und bieten Nektarvarianten nur nachts. Und dass Leben viel gefährlicher ist als Tod, erlebt jeder Nachtfalter, wenn der Tag verschwunden ist, denn das Insekt dient Fledermäusen, vielen nachtaktiven Amphibien und sogar etlichen Kleinsäugern als Nahrungsgrundlage. Aus hoch komplexen Beziehungssystemen bestehen also die botanischen und tierischen Nachtlinge! Jeder Eingriff dort kann fatale Folgen haben, oft unsichtbare, nicht verstandene, auch nicht für Forscherhirne. 

Spritzen in der Nacht? Schnurzpiepegal? Oder doch nicht?! 

Wahrheit oder Fake?

Ehrliche Frage: „Durch welche Kommunikationsstrategie beabsichtigt die Bundesregierung, die Landwirtschaft auf den Kenntnisstand der Bundesregierung zu bringen und somit in die Lage zu versetzen, gegebenenfalls die als insektenschädigend identifizierten Maßnahmen und Einzelhandlungen zu unterlassen …“  (kleine Anfrage der FDP an die Bundesregierung vom 13.11.20)

Antwort: „Der Kenntnisstand in der Landwirtschaft über insektenfreundliche Maßnahmen ist bereits sehr hoch. ……“ (Antwort der Bundesregierung) 

Ehrliche Frage: „Wahrheit oder Fake?“ (kleine Anfrage an das „Grüne Blatt“)

Ehrliche Antwort: „Schlimmer noch! Öffentlicher Kuschelkurs mit skandalösem Dead-End! – Wieder einmal!“

Forderung: Weltgerichtshof für Artenrechte mit Klagerecht für das Leben auf ein Recht zum Überleben. – Teilen!? 

Agrarreförmchen, kompromisslos faul!

Agrarreform, Vereinbarungen der EU-Agrarminister unter Leitung von Frau Klöckner: Nix mit Green-Deel! Agrarreform? Entstanden ist ein Reförmchen, das fast alles so lässt, wie es war. Jeder kann so weiter wirtschaften, wie bisher. Pestizide, Düngung, das Abräumen von artenreichen Landschaftselementen, alles geht weiter! Das Grundprinzip der Förderung landwirtschaftlicher Produktion nach Flächengrößen ohne verbindliche ökologische Standards bleibt weitgehend unangetastet.

Stopp der Insektenverluste? Frau Klöckner hat´s versprochen. Aber so geht´s nicht! Mit der Umschichtung von (nur) 20 % aus der Flächenförderung in ökologisch nachhaltige Förderprogramme mit freiwilligem Abruf sollen Blühstreifen (so Frau Klöckner) gefördert werden. 

Blühstreifen zur Insektenrettung? Ein Öko-Scherz! Völlig wertlos in der jetzigen Form, aber eine gute Marketing- und Imagekampagne, denn der Blick wird von der hoch belasteten Ackerfläche auf den bunten Ackerrand gelenkt. Pfiffig! – Blühstreifen, meist bestehend aus für Insekten unverdaulichen globalen Artenmixen mit Kurzzeitexistenzen, wirken auf die 6-Beiner so, als würde man einem Ertrinkenden eine wenig nahrhafte Pommes anbieten. Dass passt was nicht! Der Ertrinkende benötigt schnellsten Halt unter den Füßen, den zu ihm passenden Lebensraum. Hat er den erhalten, findet er auch bald einen Supermarkt mit wertvoller Nahrung, um sich selber zu ernähren.

Die beiden Bilder zeigen, wie Insekten-Supermärkte (nicht) aussehen können. Jede Artenschutzhecke mit intakten Heckenfüßen und viele Jahrzehnte lang unberührten Bodenschichten ist gleichzeitig Nahrungs-, Balz-, Vermehrungs- und Überlebensraum wertvollster Insektenpopulationen, die übrigens nicht nur aus ein Paar Bienen an Phacelia (irreführend: „Bienenfreund“) oder Sonnenblumen bestehen. – Der Bildvergleich beweist: Es geht also, wenn man will und wirklich reformiert. Ohne Aufforstung der Agrarlandschaften helfen übrigens auch nicht Bio und Düngerreduzierungen. 

Gut, dass Frau Klöckner kein Insekt ist. Sie würde frustriert, gar zornig die Flucht ergreifen müssen. So lange sie so denkt und (nicht) tut, wäre das vielleicht sogar sinnvoll?!

Agrargifte: grenzenlos on Air!

Anhängend eine wichtige und zugleich hoch brisante Studie zum Lufttransport von Agrargiften. Nehmt euch einfach 15 Min. Zeit, um das zu lesen. 

Die Studie hat es bereits bis ins Umweltministerium geschafft. Sie schließt eine Verständnislücke darüber, in wieweit es möglich ist, dass die hohen Insektenverluste auch weitab von intensiver Agrarproduktion in Naturschutzgebieten, privaten Gärten, Innenstädten und Wäldern nachzuweisen sind. Wir können uns nicht auf Inseln der Glückseligkeit (Naturgärten, biologische Anbauflächen, Naturschutzgebiete, Naturerholungsräume usw.)  zurückziehen, sondern leben in einem Meer aus Agrargiften.  

Erschreckend auch, dass das erst jetzt herausgefunden wurde, und dass es ein kleines unabhängiges Institut ist, dass solche grundlegenden Untersuchungen durchführt. Wo bleibt die vorsorgende Verantwortung des Staates, die schon im Grundgesetz festgelegt ist? 

Und handeln? Schaut genau hin, was in den nächsten Wochen wirklich passiert und welche gedanklichen Klimmzüge, aufschiebenden Aktionen, Ausreden oder einfaches Ignorieren wieder stattfinden! 

WIR sind dran, haben Macht, sollten und können Druck machen! Jeder an den Hebeln seiner Möglichkeiten. 

Bitte lesen: http://newsletter.umweltinstitut.org/m/7596945/747208-1cf378c69d3402a87ac33d80cc4ad9cb?fbclid=IwAR0QLe15eHEkxPA70FRRJBHuHGKIdxL2rV3cMZMHb07Bkpp82h2gh0xtfu8

Vorträge Herbst 2020

1.10.20 VHS Höxter
Insekten – Planetenstars auf sechs Beinen – ohne sie läuft nichts! (Modul 7)
Ort: VHS Höxter, 37671 Höxter, Möllingerstraße 9, Aula im VHS-Gebäude
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr;
Infos / Kontakt: hier klicken

8.10.20 VHS Schloß Holte
Naturgarten verstehen und entwickeln 1 (Modul 3a), Garten Ökozonen 1 und 2 Ort: Schloß Holte-Stukenbrock, VHS (Ursulaschule), Raum V
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr
Infos / Kontakt: hier klicken

22.10.20 VHS Höxter
Naturgartenpflanzen erkennen und verstehen (Modul 6)
Ort: VHS Höxter, 37671 Höxter, Möllingerstraße 9, Aula im VHS-Gebäude
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr;
Infos / Kontakt: hier klicken

27.10.20 NABU Extertal
Naturgartenpflanzen erkennen und verstehen (Modul 6)
Nabu-Gruppe Extertal
Ort: 32699 Extertal, Rathaus Extertal, Mittelstr. 36, im Bürgersaal
Infos / Kontakt: Michael Protte

5.11.20 VHS Schloß Holte
Die Schönsten Naturgartenpflanzen der Garten-Ökozone 1 und ihre 6-beinigen Besucher (Modul 3b) (Infos mit Multimedia-Show)
Ort: Schloß Holte-Stukenbrock, VHS (Ursulaschule), Raum V
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr
Infos / Kontakte: hier klicken

12.11.20 VHS Löhne
Insekten – Planetenstars auf sechs Beinen – ohne sie läuft nichts! (Modul 7)
Ort: VHS Löhne, 32584 Löhne, Alte Bünder Straße 14
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr;
Infos / Kontakt: hier klicken

19.11.20 VHS Löhne
Naturgartenpflanzen erkennen und verstehen (Modul 6)
Ort: VHS Löhne, 32584 Löhne, Alte Bünder Straße 14
Zeit: 19.00 – 21.15 Uhr;
Infos / Kontakt: hier klicken

Insekten 2020: Exodus on Tour!

2010 – am selben Ort, zur gleichen Zeit, Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum), Jahr für Jahr massenhaft von Rapsglanzkäfern besucht

2020 – am selben Ort, zur gleichen Zeit, Großblütige Königskerze (Verbascum densiflorum), Rapsglanzkäfer vollständig verschwunden, dauerhaft

Kein wissenschaftlicher Beweis, aber eine sichtbare Tendenz: Der Exodus der Insekten geht weiter!

Der regelmäßige Blick durch das Kamerabobjektiv, ermöglicht über viele Jahre Vergleiche. In den Bildarchiven findet sich längst Insektengeschichte: „Das gab es mal!“ und „Sooo viele!“.  

Es sind noch welche da, stimmt, aber immer weniger. Was wir sehen sind Reste, Reste an Faltern, Reste an Bockkäfern, Reste an Wildbienen, Reste an Wanzen. 

Gammaeulen, Rapsglanzkäfer, Feuerfalter, Gewöhnlicher Bläuling, …. längst weg oder nur noch selten vorhanden! Jährliche regionale Schwankungen der Insektenpopulationen sind normal, sie überlagern die globale Tendenz: Immer weniger auch in Naturgärten. Der Gau geht ungebremst weiter, denn echte Korrekturen finden nicht statt! Mit modernen Schlagworten wie „Digitalisierung der Landwirtschaft“, „Innovation“ und „technischer Fortschritt“, neuen  Forschungsversprechen, politischen Parolen („Wir tun was für Insekten!“, Frau Klöckner), Feigheit vor den Konflikten mit einer umsatzstarken Agrarlobby und vielen Millionen Euro in Scheinlösungsprojekten lässt sich kein einziger Falter, keine Wildbiene, keine Schwebfliege retten. 

Intakte, unbelastete Wohnungen, Nahrungs- und Überlebensräume sind ihre Forderungen!

Aber die Blühstreifen? Endlich ein Ausweg?! Stimmt: Umdenken wird sichtbar!? Fortschritt oder PR-Aktion? Fakt ist: Für den Bestand der Insektenpopulationen sind Blühstreifen in vielen gegenwärtigen Formen völlig wertlos, sogar kontraproduktiv. Sie lenken ab vom Kern: Das Schicksal der Insekten entscheidet sich nicht am Ackerrand, sondern auf dem Acker! Produktionsflächen ohne Gifte, Stickstoff- und Phosphatüberlastungen, integriert in intakte Landschaftsstrukturen, können „Exodus on Tour“ der Insekten stoppen!

Politisch aktiv werden 
NRW Volksinitiative www.artenvielfalt-nrw.de. Deine Unterschrift ist wichtig! Bitte macht mit!! 

Biosphäre schützen – Vor der Haustür beginnen
www.naturgartenbuch.de , Band 2, Naturgarten verstehen, 3.4 „Insektenschutz im Naturgarten“

Der Insektengarten:
https://www.youtube.com/watch?v=PRrIhKyjMBs  

WDR, Quarks: „Sind die Insekten noch zu retten?“, Mod. Rangar Jogeshwar, 3 Module
https://www1.wdr.de/…/video-dramatisches-sterben-sind

Faszination Leben vor der Haustür
instagram.com/naturgartenbuch.de/

Ehrlich gesagt …….

Szene 1
Besuch in einem Naturgarten. Und danach? „Ehrlich gesagt, wenn das Naturgarten ist, dann möchte ich keinen haben!“ Schock! Dabei hatte ich mir mit der Einladung sooo viel Mühe gegeben, dachte, gut ist, wenn man was sieht. Bilder überzeugen doch oft viel mehr als leidenschaftliche Worte. Und der Naturgarten? Es war einer. Sogar ein toller! Und der Besitzer erklärte viel, verständlich und gut und mit Überzeugungskraft! Was war passiert?

„Wer für die Natur zu Hause etwas Gutes tun will, lässt im Garten mehr Wildnis zu.“ So klingt es, oft gut gemeint, vereinfacht aber unbedacht aus dem Munde von Umweltschützern, Ökologen und Biologen. Der besuchte Naturgarten war ein solcher Wildnisgarten, besaß vielfältige ökologische Ordnungen, aber er hatte kaum Gliederung, keine Komposition, keine Struktur. Vieles floss egalisiert und gestaltungslos ineinander über. Kann man so machen, geht aber auch anders. 

Menschen der Gegenwart sind auf Optik und Struktur geprägt, wollen gestalten, ihre Vorstellungen einbringen, sich als Teil ihres Schaffens erleben. Gärtner und Ökologen können / müssen voneinander lernen, denn Gestalten ist kein Widerspruch zum Erhalt des Lebens. Natur macht das auch. Auch dort gibt es Ökoingenieure, Gestalter, Entwickler. Das Eichhörnchen, dass im Winter die Nüsse versteckt, pflanze Bäume und Sträucher. Die Heidschnucken verdrängen die Verbuschung in der Heide. Der Biber leitet ganze Flüsse um. … Natur gestaltet Natur. Nichts passiert von selbst. 

Und wir? Machen wir´s nach. Natur gestalten ohne sie zu zerstören geht, super sogar! Aber den Kopf müssen wir mit Wissen füttern. Da haben Eichhörnchen, Biber und Heidschnucke klare Vorteile, denn sie können nur das, was der Natur guttut. 

Lernen wir von ihnen: Gestalten mit Erhalten!

Szene 2
Garten ist ihre Leidenschaft, seit vielen Jahren und Jahrzehnten. Kataloge und Bücher gewälzt. Garten, ordentlich gepflegt und mit Modepflanzen des jeweiligen Jahrs designt. Starr. Immer gleich schön, immer gleich tot! Und nun? Kleine Begegnungen, ein Impuls zum Nachdenken, ehrliche Einkehr. Besinnung. Verantwortung. Was mache ich da eigentlich? „Ich habe dort eine Ecke frei. Hast du ein paar Naturgartenpflanzen für mich?“ Wow! Habe ich. Etwas später: „Ich habe einen schmalen Streifen „Naturgarten“ anlegen lassen (gut gestaltet, wichtig!). Klasse! Und später ins Ohr geflüstert: „Ich sag´s nicht laut, aber ehrlich gesagt, ich gehe jeden Tag mehrmals an das Beet und schaue nach, was sich dort tut, was neu blüht und brummt.“ 

Toll!! Ist doch egal, ob noch ganz viel Totgarten mit Weltarten das Leben vertreiben. Der Anfang ist gemacht. Die Richtung stimmt. Überzeugung und Begeisterung wachsen. Weiter so!!

Tipps zum strukturierten Naturgarten – mal wild, mal liebenswürdig kreativ – in www.naturgartenbuch.de, „Naturgarten bauen 1“, z.B.
6.0 „Zone 1 – 60 Gestaltungsbeispiele“
6.16 „Musterbeet bauen“ 
6.17 „Beete bauen – immer anders schön“