Ehrlich gesagt …….

Szene 1
Besuch in einem Naturgarten. Und danach? „Ehrlich gesagt, wenn das Naturgarten ist, dann möchte ich keinen haben!“ Schock! Dabei hatte ich mir mit der Einladung sooo viel Mühe gegeben, dachte, gut ist, wenn man was sieht. Bilder überzeugen doch oft viel mehr als leidenschaftliche Worte. Und der Naturgarten? Es war einer. Sogar ein toller! Und der Besitzer erklärte viel, verständlich und gut und mit Überzeugungskraft! Was war passiert?

„Wer für die Natur zu Hause etwas Gutes tun will, lässt im Garten mehr Wildnis zu.“ So klingt es, oft gut gemeint, vereinfacht aber unbedacht aus dem Munde von Umweltschützern, Ökologen und Biologen. Der besuchte Naturgarten war ein solcher Wildnisgarten, besaß vielfältige ökologische Ordnungen, aber er hatte kaum Gliederung, keine Komposition, keine Struktur. Vieles floss egalisiert und gestaltungslos ineinander über. Kann man so machen, geht aber auch anders. 

Menschen der Gegenwart sind auf Optik und Struktur geprägt, wollen gestalten, ihre Vorstellungen einbringen, sich als Teil ihres Schaffens erleben. Gärtner und Ökologen können / müssen voneinander lernen, denn Gestalten ist kein Widerspruch zum Erhalt des Lebens. Natur macht das auch. Auch dort gibt es Ökoingenieure, Gestalter, Entwickler. Das Eichhörnchen, dass im Winter die Nüsse versteckt, pflanze Bäume und Sträucher. Die Heidschnucken verdrängen die Verbuschung in der Heide. Der Biber leitet ganze Flüsse um. … Natur gestaltet Natur. Nichts passiert von selbst. 

Und wir? Machen wir´s nach. Natur gestalten ohne sie zu zerstören geht, super sogar! Aber den Kopf müssen wir mit Wissen füttern. Da haben Eichhörnchen, Biber und Heidschnucke klare Vorteile, denn sie können nur das, was der Natur guttut. 

Lernen wir von ihnen: Gestalten mit Erhalten!

Szene 2
Garten ist ihre Leidenschaft, seit vielen Jahren und Jahrzehnten. Kataloge und Bücher gewälzt. Garten, ordentlich gepflegt und mit Modepflanzen des jeweiligen Jahrs designt. Starr. Immer gleich schön, immer gleich tot! Und nun? Kleine Begegnungen, ein Impuls zum Nachdenken, ehrliche Einkehr. Besinnung. Verantwortung. Was mache ich da eigentlich? „Ich habe dort eine Ecke frei. Hast du ein paar Naturgartenpflanzen für mich?“ Wow! Habe ich. Etwas später: „Ich habe einen schmalen Streifen „Naturgarten“ anlegen lassen (gut gestaltet, wichtig!). Klasse! Und später ins Ohr geflüstert: „Ich sag´s nicht laut, aber ehrlich gesagt, ich gehe jeden Tag mehrmals an das Beet und schaue nach, was sich dort tut, was neu blüht und brummt.“ 

Toll!! Ist doch egal, ob noch ganz viel Totgarten mit Weltarten das Leben vertreiben. Der Anfang ist gemacht. Die Richtung stimmt. Überzeugung und Begeisterung wachsen. Weiter so!!

Tipps zum strukturierten Naturgarten – mal wild, mal liebenswürdig kreativ – in www.naturgartenbuch.de, „Naturgarten bauen 1“, z.B.
6.0 „Zone 1 – 60 Gestaltungsbeispiele“
6.16 „Musterbeet bauen“ 
6.17 „Beete bauen – immer anders schön“